Wo man auch hinschaut, überall wird über die Zukunft der Arbeit diskutiert. Das kommt nicht von ungefähr. Wissenschaftler, Politiker und Ökonomen beschäftigen sich intensiv mit der Frage, welche Auswirkungen unsere vernetzte, schnelllebige und zunehmend komplexe Welt auf Organisationen und Individuen hat. Einige der wichtigsten Einflussfaktoren sind:
Viele Unternehmen überdenken interne Prozesse und Arbeitsmodelle, um den Anforderungen des Marktes und der Mitarbeiter gerecht zu werden.
- der zunehmende Automatisierungsgrad von Routinearbeiten
- digitale Lösungen, die unser Privatleben und die täglichen Arbeitsprozesse bestenfalls erleichtern, in jedem Fall aber deutlich verändern
- der Vormarsch der Wissensarbeit
Unternehmer, Freiberufler, Personaler, Akademiker – alle fragen sich: Wie werden wir morgen arbeiten? In welchen Strukturen und unter welchen Bedingungen? Welche Bedingungen können und müssen gegeben sein, damit wir alle davon profitieren? Auf diese Fragen müssen viele Antworten gefunden werden, denn sie sind besonders relevant für das Thema Mitarbeitermotivation. In diesem Beitrag stellen wir einen Lösungsansatz vor: Flexwork.
Arbeitsmodelle sollten individuell sein
Starre Arbeitsmodelle können die Flexibilität von Unternehmen, unabhängig von ihrer Organisationsform, behindern. Zeitlich und räumlich flexibles Arbeiten, auch Flexwork genannt, ist eine wichtige Strategie, wenn es darum geht, Unternehmen zukunftsfähig zu machen. Doch was bedeutet das genau? Tatsächlich sind einige Aspekte von Flexwork bereits Teil der modernen Arbeitswelt. Teilzeitverträge, flexible Arbeitszeiten, Vertrauensarbeitszeit, flexible Urlaubsregelungen, Home Office und Co-Working Spaces sind Aspekte flexibler Arbeitsorganisation und keine Exoten mehr. Im Kern geht es darum, Arbeitszeiten und Arbeitsumfeld an die neu entstehenden Bedingungen anzupassen. So können Unternehmen direkt auf saisonale und konjunkturelle Schwankungen oder auf sich kurzfristig ändernde Kundenbedürfnisse reagieren.
Flexibilisierung der Arbeitszeit
Mitarbeiter, die überwiegend in Projekten eingesetzt werden, arbeiten dann, wenn eine anstehende Aufgabe es erfordert. Sie haben ein Zeitkonto, das je nach Auftragslage „aufgeladen“ oder „gutgeschrieben“ werden kann. Sie arbeiten also kapazitätsorientiert. Übrigens: Immer mehr Unternehmen koordinieren auch interne Aufgaben, die keinen direkten Bezug zu Kundenaufträgen haben, als eigenständige Projekte. Bei entsprechender Transparenz können sich die Mitarbeiter entsprechend ihrer individuellen Kompetenzen und Verfügbarkeit einbringen, vor allem dort, wo sie gerade gebraucht werden. Diese Art von Arbeit erfordert jedoch ein hohes Maß an Koordination. Planungsprozesse sollten klar, transparent, kunden- und mitarbeiterorientiert sein, damit die Vorteile dieser projektbezogenen Struktur zum Tragen kommen.
Flexibilisierung des Arbeitsplatzes
Teamarbeit kann auch effektiver sein, wenn sie an anderen Orten und zu selbst gewählten Zeiten stattfindet.
Home-Office-Tage und Co-Working-Spaces sind in vielen Unternehmen bereits ein fester Bestandteil der Unternehmenskultur. Ein Teil der wöchentlichen Arbeitszeit wird zu Hause erledigt. An Bürotagen arbeiten sie an einem Ort, der in ihrer Abwesenheit von anderen genutzt werden kann. Das spart Kosten und erhöht die Eigenverantwortung und Effizienz der Mitarbeiter. Traditionelle und neue Arbeitsmodelle schließen sich keineswegs aus. Sie können als Ergänzung nebeneinander stehen. Auch hier sollte auf klare Regeln geachtet werden. Mitarbeiter, die remote arbeiten, brauchen gut funktionierende Kommunikationswege und verbindliche Prozesse.
Die jüngeren Generationen leben mobiler und möchten auch mobiler arbeiten
Die in Zukunft stärker geforderte Flexibilität in Kernbereichen des Arbeitsmarktes stellt somit höhere Anforderungen an die Arbeitnehmer. Sie sollen zeitlich und räumlich flexibel sein. Doch wem kommen diese Bedingungen entgegen?
Die Mehrheit der Hochschulabsolventen hat heute keine Lust, fünf Tage in der Woche im Büro zu arbeiten. Die Balance zwischen Arbeit und Freizeit spielt eine wichtige Rolle im Leben der jungen Arbeitnehmer. Was zunächst nach viel Selbstverwirklichung und wenig Begeisterung klingt, ist für den Wandel in der Arbeitswelt förderlich. Das Schlüsselwort ist hier die Integration des Lebensstils. Für die junge Generation ist es wichtig, Arbeitszeiten zu haben, die sie an ihren Alltag anpassen kann. Ob es um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf geht, oder darum, genau dann zu arbeiten, wenn die Ideen sprudeln. Die Mitarbeiter sollten kommunizieren und entscheiden, wo sie am produktivsten sind – im Büro, zu Hause oder in einem Café. Davon profitieren letztlich alle.
Flexibilität braucht Haltung
Wenn sie vom Unternehmen professionell unterstützt werden, übernehmen Mitarbeiter mehr Verantwortung und sind langfristig zufriedener. Dabei ist zu beachten, dass das „Mehr“ an Souveränität teilweise neu erlernt werden muss – vor allem von Mitarbeitern, die früher unter dem Mikromanagement ihrer Vorgesetzten gelitten haben. Führungskräfte müssen zunächst gegenseitiges Vertrauen zu ihren Mitarbeitern aufbauen, Selbstorganisation zulassen, Handlungsspielräume ermöglichen und auch „loslassen“ können. Dann profitieren Unternehmen von gelebtem Verantwortungsbewusstsein, motivierteren Mitarbeitern und hoffentlich (!) gesteigerter Produktivität.
Jürgen Niemann, CEO von betterHR
Unser Gastautor
Jürgen Niemann ist Personalberater aus Leidenschaft und Geschäftsführer des Start-up-Unternehmens betterHR. Das Unternehmen hat es sich zum Ziel gesetzt, seinen Kunden eine kostengünstige digitale Personalberatung zu bieten. Mit über 24 Jahren im HR-Bereich verfügt er über ein breites Spektrum an Erfahrungen in verschiedenen HR-Themen.