Einleitung: Ziel dieser Studie war es, die Charakteristika des mit der männlichen Geschlechterrolle assoziierten Stresses und dessen Beziehung zur Gesundheit und zum Risikoverhalten unter ungarischen Männern zu ermitteln.
Probanden und Methoden: Die vorliegende Analyse basiert auf den Daten der Hungarostudie 2006. Einundvierzig Prozent der Teilnehmer waren Männer. Neunundachtzig Prozent der männlichen Befragten füllten die Eisler-Skidmore Masculine Gender Role Stress Scale aus; die Daten von 1764 Personen wurden analysiert.
Ergebnisse: Die Angst um die sexuelle Leistungsfähigkeit, die Ernährerrolle und das Aussehen (d.h. der Traditionsfaktor) verursacht eine weitaus größere Stressbelastung als die Angst vor wechselnden Geschlechterbeziehungen (d.h. der Modernisierungsfaktor). Mit zunehmendem Alter nimmt der durch traditionelle Rollenerwartungen verursachte Stress deutlich ab; die Spannungen, die durch die Dominanz der Frauen und durch Situationen, die emotionale Reaktionen und Einfühlungsvermögen erfordern, verursacht werden, sind bei Männern mittleren Alters am höchsten. Traditioneller Geschlechtsrollenstress ist bei Rentnern stärker ausgeprägt als bei erwerbstätigen Männern; Stress durch die Modernisierung der männlichen Geschlechtsrolle betrifft vor allem arbeitslose Männer. Verheiratete Männer werden am wenigsten durch weibliche Dominanz und Schwierigkeiten beim Ausdruck von Emotionen belastet. Von den beiden hier analysierten Dimensionen (Tradition und Modernisierung) standen nur die Werte des Faktors Tradition in Zusammenhang mit dem Gesundheitszustand, dem psychischen Wohlbefinden und der Häufigkeit des Rauchens.
Schlussfolgerungen: Die Modernisierung der Geschlechterrollen stellt – wenn überhaupt – nur einen geringen Stressfaktor im Leben ungarischer Männer dar; andererseits erhöht eine erfolglose Anpassung an traditionelle Rollenerwartungen die Stressbelastung stark und steht in engem Zusammenhang mit dem Rauchen.