Erstaunlich ist auch, dass die Kruste unter Island und den Färöer-Inseln deutlich tiefer ist als eine typische ozeanische Kruste. Das erklären M. Tesauro und M. Kaban vom GeoForschungsZentrum Potsdam (GFZ) und S. Cloetingh von der Vrije Universiteit in Amsterdam in einer aktuellen Veröffentlichung in der renommierten Fachzeitschrift „Geophysical Research Letters“. Das GFZ ist das deutsche Forschungszentrum für Geowissenschaften und Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft.
Seit vielen Jahren wird die Erdkruste intensiv erforscht. Allerdings haben sich verschiedene Forschergruppen in Europa meist auf einzelne Regionen konzentriert. Ein hochauflösendes und konsistentes Gesamtbild lag daher bisher nicht vor. Mit der vorliegenden Studie kann diese Lücke nun geschlossen werden. Durch die Einbeziehung der neuesten seismologischen Ergebnisse wurde ein digitales Modell der europäischen Kruste erstellt. Dieses neue detaillierte Bild erlaubt es auch, störende Einflüsse der Kruste beim Blick in das tiefere Erdinnere zu minimieren.
Ein detailliertes Modell der Erdkruste, d.h. von den oberen Schichten bis in eine Tiefe von ca. 60 km, ist für das Verständnis der viele Millionen Jahre dauernden Entwicklung des europäischen Kontinents unerlässlich. Dieses Wissen hilft bei der Entdeckung der kommerziellen Bedeutung von Erzvorkommen oder Erdöl im Kontinentalschelf oder allgemein bei der Nutzung des Untergrundes z.B. für die Sequestrierung von CO2. Es trägt auch zur Erkennung von geologischen Gefahren wie Erdbeben bei.